Das folgende Gratis-Kapitel ist ein Buchauszug aus dem LaTeX-Buch, der nach HTML konvertiert wurde. Eventuelle Querverweise auf Seiten entsprechen nicht den Seitenzahlen im Buch. Weitere Probekapitel, Tutorials und Druckansichten gibt es auf der Probelesen-Seite.
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1.1 Inhalt und Layout: Zwei separate Aufgaben
Wenn Sie dieses Buch in Händen halten, haben Sie Ihre Entscheidung wahrscheinlich bereits getroffen: Sie wollen eine wissenschaftliche Arbeit schreiben, und zwar nicht mithilfe gängiger Textverarbeitungsprogramme, sondern mit LaTeX. Warum ist das eine gute Entscheidung? Einige Fakten:
LaTeX (ausgesprochen »Lah-Tech«) ist anders als Textverarbeitungsprogramme. Ganz anders. In einem Textverarbeitungsprogramm wie WordTM schreiben Sie Ihren Text und bestimmen gleichzeitig das Aussehen Ihres Dokuments. Da Sie jede Änderung des Dokuments sofort sehen können, spricht man hier gemeinhin von What you see is what you get (WYSIWYG).
In LaTeX sehen Sie hingegen die Ausgabe während des Schreibens nicht immer vor sich. Die Gestaltung der Textabschnitte steht also zunächst einmal nicht im Vordergrund, sondern es wird der reine Text geschrieben und zusätzlich ein sogenanntes Markup. Das bedeutet, man fügt spezielle Layoutbefehle ein. Der Gestalter – LaTeX – nimmt dieses Markup und interpretiert es, stellt das Layout zusammen und legt fest, wie die einzelnen Textteile auszusehen haben. Der Setzer schließlich – [TeX] – erstellt die druckfertige Ausgabe aus den Anweisungen des Gestalters.
Das hat natürlich auch ein paar wenige Nachteile. Zum einen ist der größte zweifelsohne der, dass man die Layoutbefehle kennen muss – wobei man sich von sogenannten LaTeX-Editoren unterstützen lassen kann. Zum anderen kann das Dokument gerade bei umfangreichen Texten unter Umständen während der Eingabe unübersichtlicher werden, da bei vielen Editoren die Tabellen, Abbildungen und Formeln nicht sofort angezeigt werden. Warum geht das nicht in einem Aufwasch wie bei Word? Warum ist es die Mühe wert?
An ein Dokument, insbesondere an eine wissenschaftliche Arbeit, wird nicht nur ein inhaltlicher Anspruch gestellt. Es geht auch darum, dass das Lesen ermüdungsfrei und angenehm gestaltet ist. Das Layout des Dokuments soll also nicht besonders auffällig oder künstlerisch extravagant sein, sondern in erster Linie diesen Zweck erfüllen. Nicht umsonst war und ist die Gestaltung eines Schriftstücks und dessen Satz eine Handwerkskunst, die seit Jahrhunderten gelehrt wird.
Seit es Textverarbeitungsprogramme gibt, ist diese Trennung der Aufgaben nicht mehr gewährleistet. LaTeX stellt die ursprüngliche Trennung der Aufgaben wieder her. Während des Schreibens kümmern Sie sich zunächst nicht darum, wie etwas später aussehen soll, sondern konzentrieren sich allein auf Inhalt und Bedeutung des Textabschnitts. Sie werden sehen, wie dies an Qualität gewinnt, sobald der Kopf frei dafür ist, eben weil man nicht immer das endgültige Aussehen vor sich hat. Seien Sie ehrlich: Wie oft unterbrachen Sie bis jetzt die inhaltliche Arbeit an einem Text, weil Sie zum Beispiel am Layout einer Tabelle feilten? LaTeX trennt den Inhalt vom Layout, stellt aber die Option zur Verfügung, jederzeit eine Voransicht zu erzeugen, die Sie am Bildschirm begutachten oder drucken können.
1.2 Portabilität und Sicherheit
Textverarbeitungsprogramme speichern ihre Dokumente in sogenannten Binärdateien, also Dateien, die man nur mit dem Programm lesen kann, mit dem sie auch gespeichert wurden. Ist die Datei defekt, weil beispielsweise durch einen Absturz eines Programms oder des Betriebssystems Teile durcheinandergekommen sind oder fehlen, ist das Dokument in der Regel nicht zu retten.
LaTeX wird in simplen Textdateien gespeichert, aus denen später die Ausgabe erzeugt wird. Diese Textdateien können mit jedem beliebigen Editor bearbeitet werden. Selbst wenn ein partieller Datenverlust entsteht oder Teile durcheinanderkommen, ist der Rest auf jeden Fall weiterhin lesbar. Die Gefahr eines totalen Datenverlusts geht gegen null. Dieses Speichern in einfachen Textdateien sorgt auch dafür, dass LaTeX-Dokumente unter jedem Betriebssystem bearbeitet werden können, selbst wenn kein LaTeX– System installiert oder verfügbar sein sollte. Aus dem gleichen Grund sind mit LaTeX gesetzte Dokumente auch immer reproduzierbar. Selbst Jahre später können alte Dokumente immer noch gelesen und verarbeitet werden.
Schlussendlich hat dies auch Auswirkungen auf den Umgang mit sehr großen Dokumenten: Selbst das Bearbeiten von umfangreichen Dokumenten mit mehreren Tausend Seiten ist kein Hindernis unter LaTeX. Diese Zuverlässigkeit ist ebenfalls ein Ergebnis der Trennung von Inhalt und Layout.
1.3 Seit Langem verfügbar und weiterentwickelt
Seit nunmehr über fünfunddreißig Jahren ist das Satzprogramm TeX ein stabiles Programm, bei dem schon seit Langem keine Fehler mehr gefunden wurden. Donald E. Knuth hat es seinerzeit für sein Buch »The Art of Computer Programming« entwickelt, weil es kein vernünftiges System für den rechnergestützten Satz von Büchern und mathematischen Formeln gab. Da TeX aber sehr schwierig zu benutzen ist, wurde vor mehr als fünfundzwanzig Jahren der Aufsatz für die Gestaltung – LaTeX – entwickelt, der es wesentlich einfacher machte, das Satzprogramm anzuwenden. Hierfür wiederum entstanden seitdem viele Erweiterungen für fast alle Arten von Dokumenten. Fortlaufend erfährt das Programm Verbesserungen und Veränderungen aus aller Welt. Leistungsfähige Pakete und Programme erlauben das Erzeugen von PDF inklusive Verlinkungen, Zitierstilen aller Art, speziellen Formatierungen und so weiter.
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Die Weiterentwicklungen werden auch von Vereinen gefördert: den TeX User Groups. Die deutsche TUG heißt Dante e. V., Deutsche Anwendervereinigung TeX. Werden Sie Mitglied oder spenden Sie an Dante e. V., wenn Sie etwas an die Entwicklung zurückgeben wollen.
1.4 Warum dieses Buch?
Dieses Buch möchte Ihnen helfen, die Anfangshürden zu überwinden, damit Sie rasch zu vollständigen, druckfähigen Dokumenten gelangen. Wir halten uns deswegen nicht lange mit Theorien auf, sondern wagen den direkten Einstieg. Durch zahlreiche Praxisbeispiele werden Sie in der Lage sein, nachzuvollziehen, wie das Programm arbeitet. Das erklärte Ziel ist es, Sie bereits während der Lektüre dieses Buches in die Lage zu versetzen, eine wissenschaftliche Arbeit mit LaTeX zu erstellen, sei es eine Fach-, Studien-, Diplom-, Bachelor- oder Masterarbeit oder eine Dissertation. Andere Dokumentarten wie Briefe werden zwar erwähnt, jedoch nicht weiter ausgeführt.
Dieses Buch will kein allumfassendes Werk zu LaTeX sein: Der Fokus liegt ganz klar auf der Nutzung, was für die allermeisten Aufgaben ausreicht. Deshalb wird nicht erklärt, wie Sie eigene Klassen und Styles selbst schreiben, sondern lediglich behandelt, wie Sie vorhandene verwenden. Die Erweiterung oder Entwicklung ist also ausgeklammert.
Anders als viele andere Einsteigerwerke zu LaTeX erläutert dieses Buch einfachere Zusatzpakete in der Regel gleich beim entsprechenden Thema. Auf diese Weise haben Sie die Informationen an einer Stelle zum Nachlesen.
Und damit auch garantiert nichts schiefgeht, wird natürlich auch die Installation eines LaTeX-Systems sowie das Arbeiten mit Literatur und Grafiken beschrieben. Der Umfang, in dem auf die einzelnen Themen eingegangen wird, ist auf das Erstellen einer größeren wissenschaftlichen Arbeit abgestimmt. Sollten darüber hinaus spezielle Fragen auftauchen, so verweise ich am Ende des Buches auf Hilfen, die Sie über dieses Buch hinaus nutzen können.
1.5 Website zum Buch – www.latexbuch.de
Zu diesem Buch gehört die Website www.latexbuch.de. Dort finden Sie neben den Codebeispielen zu allen Kapiteln auch eine aktuelle Installationsanleitung mit regelmäßig aktualisierten Quellen Programmpakete. Eventuelle Fehlerkorrekturen finden Sie ebenfalls dort.
Tipps und Tricks zu LaTeX und dem Schreiben von Texten können Sie in meinem Blog auf derselben Seite lesen.