Das folgende Gratis-Kapitel ist ein Buchauszug aus dem LaTeX-Buch, der nach HTML konvertiert wurde. Eventuelle Querverweise auf Seiten entsprechen nicht den Seitenzahlen im Buch. Weitere Probekapitel, Tutorials und Druckansichten gibt es auf der Probelesen-Seite.
3 Erste Schritte in LATEX
3.2 Der Editor
3.3 Ein Dokument erstellen und übersetzen
3.4 Der Betrachter
3.5 Das Dokument
3.1 Das Arbeiten mit LATEX
Wie eingangs bereits beschrieben ist die Arbeitsweise mit LATEX eine andere als mit Textverarbeitungsprogrammen. Letztere zwingen den Benutzer, Layout und Aussehen der einzelnen Teile gleich interaktiv bei der Eingabe festzulegen. Anders bei LATEX: Hier verfassen Sie den reinen Text. Bezüglich des Layouts bekundet man zunächst seine Absichten mit Hilfe von »Befehlen«. Das können einzelne Befehle sein oder ganze sogenannte Pakete. Damit können Sie zum Beispiel das Layout von Briefen, Artikeln oder sonstiger Dokumente festlegen. Die Befehle können vollkommen unabhängig vom Erstellen des Textes benutzt werden. Erst nach dem Erfassen des Textes liest der Übersetzer diese Befehle und setzt sie in Layout um. Der Autor muss sich also nur um Inhalt und Struktur des Dokuments kümmern, das Aussehen wird von LATEX erzeugt. (Selbstverständlich haben Sie die Möglichkeit, das Aussehen ebenfalls über Befehle zu beeinflussen.) Sie öffnen also nicht etwa ein Programm namens LATEX und schreiben dort Ihren Text (obwohl Sie auch das tun könnten), sondern arbeiten mit mehreren Programmen. Zum Schreiben verwenden Sie dabei einen separaten Editor, den Sie frei wählen können, je nachdem, mit welchem Sie am besten zurechtkommen. Im Editor verfassen Sie Ihr Dokument und geben die Befehle ein. Ein anderes Programm, der LATEX-Prozessor, übersetzt die Eingabe dann in das gewünschte Ausgabeformat, beispielsweise PDF.
3.2 Der Editor
Der Editor ist das Programm, in dem Sie Ihren Text schreiben und die Befehle einfügen. Editoren mit LATEX-Unterstützung helfen bei der Auswahl der Befehle, beim Erstellen des Dokuments und beim Zusammenspiel der einzelnen Dateien. Beispiele dafür sind Emacs1, Kile, WinEdt oder das in diesem Buch für Einsteiger empfohlene Texmaker.
Ebenfalls in der Verantwortung des Editors liegt – sofern gewünscht – die Rechtschreibprüfung.
Selbst wenn Sie schon eine Weile mit LATEX arbeiten, sollten Sie sich nicht scheuen, den Editor zu wechseln, wenn Sie einen besseren finden. »Besser« ist dabei natürlich von den einzelnen Bedürfnissen abhängig. Der eine arbeitet lieber mit der Maus und entsprechenden Knöpfen, der andere hat lieber Tastaturkürzel und eine integrierte Voransicht. Für jeden Geschmack existiert ein passender Editor!
In diesem Buch gehe ich nur ein Stück weit auf den Editor Texmaker ein, der für Windows verfügbar ist und für den Einsteiger viele Hilfen bietet. Für GNU/Linux sei an dieser Stelle Kile empfohlen, der ungefähr in derselben Liga spielt.
Um Ihr erstes LATEX-Dokument erstellen zu können, öffnen Sie also zunächst einmal Ihren Editor. Sofern Sie Texmaker verwenden, sehen Sie jetzt in etwa Abbildung 3.1 vor sich.
3.3 Ein Dokument erstellen und übersetzen
Erzeugen Sie mittels der entsprechenden Schaltfläche ein neues Dokument. Geben Sie jetzt den folgenden Quelltext ein. Um Tippfehler zu vermeiden, können Sie ihn auch direkt von der Website http://www.latexbuch.de herunterladen und in Texmaker kopieren.
1\documentclass{scrartcl}
2\begin{document}
3\section{Ein Abschnitt}
4Das ist mein erstes Dokument.
5\end{document}
Auf den ersten Blick sieht das Dokument wahrscheinlich ein bisschen kryptisch aus. Welchem Zweck die Befehle im Einzelnen dienen, erfahren Sie später in Kapitel 4. Speichern Sie das Dokument jetzt erst einmal als beispiel0.tex ab.
Nachdem Sie Ihr Dokument nun verfasst und abgespeichert haben, verwenden Sie einen Übersetzer, um daraus eine Ausgabedatei zu erzeugen. Mehrere Ausgabeformate sind möglich: So kann entweder DVI erzeugt werden – ein LATEX-eigenes Format –, das dann nach PostScript weiterverarbeitet werden kann, oder aber PDF (Adobes »Portable Document Format«).
Welches Format Sie wählen sollten, hängt zunächst einmal davon ab, was Sie mit dem fertigen Dokument tun möchten. Sie sollten allerdings auch beachten, dass hier zwei verschiedene Übersetzer zum Einsatz kommen (nämlich LATEX und pdfLATEX), die teilweise unterschiedlich arbeiten und vor allem unterschiedliche Grafikformate verarbeiten, worauf später in Abschnitt 8.1 genauer eingegangen wird.
Enthält die Datei einen fehlerhaften Befehl, den der Übersetzer nicht verarbeiten kann, gibt dieser eine Fehlermeldung aus und unterbricht den Übersetzungsvorgang (auch LATEX-Lauf genannt). Genaueres hierzu finden Sie in Abschnitt 15.2.
Oft ist es notwendig, zwei oder mehr Übersetzungsvorgänge durchzuführen, um Dinge, die LATEX nicht gleich beim ersten Mal komplett erledigen kann (z. B. das Indizieren von Überschriften), vollständig abzuarbeiten.
Beim aktuellen Beispiel brauchen Sie das Dokument aber nur einmal zu übersetzen. Im Folgenden wird zunächst erklärt, wie Sie dazu in Texmaker vorgehen. Für den Fall, dass Sie einen Editor verwenden, der diese Funktion nicht vorsieht, ist aber auch die alternative Vorgehensweise über die Kommandozeile beschrieben.
- Texmaker
- Wählen Sie in der Buttonleiste den Pfeil neben »Schnelles Übersetzen«, wenn Sie die Ausgabedatei erzeugen wollen, oder den Pfeil neben »PDF ansehen«, wenn Sie die Ausgabedatei ansehen wollen.
- Kommandozeile
- Ganz allgemein, also ohne an einen bestimmten Editor
gebunden zu sein, können Sie auch Folgendes tun: Öffnen Sie eine
Kommandozeile unter Windows mit Start | Programme | Zubehör
| Eingabeaufforderung
und wechseln Sie in das Verzeichnis, in dem Sie Ihre Datei gespeichert
haben, beispielsweise mit
cd c:\TextdateienUnter Linux haben Sie meist auf dem Desktop ein Shell-Icon und wechseln das Verzeichnis mit
cd ~/textdateienGeben Sie nun folgenden Befehl ein:
pdflatex beispiel0.texWollen Sie PostScript über die Kommandozeile erzeugen, so benötigen Sie zwei Schritte: Zunächst geben Sie
latex beispiel0.texein, um das Zwischenformat DVI zu erzeugen, bevor Sie mit
dvips beispiel0.dvidie PostScriptdatei erhalten.
Welchen Weg auch immer Sie beschritten haben, in Ihrem Verzeichnis sollte es jetzt eine Datei namens beispiel0.pdf oder beispiel0.ps geben. Diese können Sie nun anzeigen lassen.
3.4 Der Betrachter
Die erzeugte Ausgabedatei beispiel0.ps bzw. beispiel0.pdf können wir mit GSview bzw. Adobe Reader betrachten, je nachdem, welches Ausgabeformat gewählt wurde.
Auch das Zwischenformat der DVI-Dateien kann mittels eines Programms angesehen werden. DVI-Dateien haben den Vorteil, dass sie relativ klein sind und schneller erzeugt werden als die endgültigen PostScript- oder PDF-Dateien. Aber Vorsicht: Der DVI-Betrachter zeigt nur eine Voransicht. Will heißen: Zeilenumbrüche usw. sind korrekt, grafische Elemente wie Linien oder Grafiken können jedoch durchaus einmal anders angezeigt werden als in der späteren Ausgabe. Deswegen sollte eine Endkontrolle immer auch mit dem Betrachter für das endgültige Format durchgeführt werden, also mit dem PDF- oder PostScriptbetrachter.
3.5 Das Dokument
Ein weiteres Beispiel eines Dokuments ist nachfolgend zu sehen (mit Zeilennummern zur besseren Lesbarkeit, diese sind natürlich nicht im Dokument enthalten!):
1\documentclass[a4paper]{scrartcl}
2\usepackage[T1]{fontenc}
3\usepackage[utf8]{inputenc}
4\usepackage[ngerman]{babel}
5\begin{document}
6\author{Max Muster}
7\title{Mein erstes Dokument}
8\maketitle
9\tableofcontents
10
11\section{Ein Abschnitt}
12Dieser Abschnitt hat ein wenig Text, und zwar gerade so viel, dass
13es auch zu einem \emph{Zeilenumbruch} kommt.
14
15Ein zweiter Absatz wird durch mindestens eine Leerzeile vom ersten
16getrennt.
17
18\section{Noch ein Abschnitt}
19"‘Wunderbar"’, sagte er dazu, "‘das sehe ich zum 1.~Mal!"’
20
21\subsection{Ein Unterabschnitt}
22Damit kann man tolle Sachen machen:
23
24\begin{enumerate}
25\item schreiben
26\item strukturieren
27\item sich freuen
28\end{enumerate}
29\end{document}
In diesem zweiten Beispiel sind bereits die meisten wesentlichen Grundelemente eines Dokuments zu sehen, die hier kurz erklärt, später aber noch detaillierter abgehandelt werden.
- Befehle
- sind alle Anweisungen, die LATEX verarbeiten soll. Ein Befehl
beginnt immer mit einem Backslash-Zeichen (\). Ein Beispiel ist der
\section
-Befehl in Zeile 11, der dort einen neuen Abschnitt entstehen lässt. Befehle können obligatorische und optionale Argumente haben. Obligatorische Argumente werden in geschweiften Klammern ({ }
) angegeben und sind für den jeweiligen Befehl unbedingt notwendig, optionale Argumente werden in eckigen Klammern ([ ]
) angegeben und können wahlweise auch weggelassen werden. - Umgebungen
- beginnen immer mit
\begin{umgebung}
2 und enden mit\end{umgebung}
. Umgebungen erlauben es, längere Textteile mit bestimmten Eigenschaften zu versehen. Ein Beispiel dafür ist die enumerate-Umgebung in den Zeilen 24 bis 28, die eine Aufzählung beschreibt. - Präambel und Textteil
- bilden die zwei Teile eines LATEX-Dokuments.
Als Präambel werden alle Zeilen bis zum
\begin{document}
bezeichnet. Sie legt alle wesentlichen Eigenschaften des Dokuments fest, also das prinzipielle Aussehen, die Dokumentart etc. Danach folgt – in der document-Umgebung – der Textteil, in dem das eigentliche Dokument steht. - Präambel
- In der Präambel wird das Aussehen des Dokuments und seine Art festgelegt. Dazu wählen Sie eine Dokumentklasse aus, laden Zusatzpakete und verwenden eventuell einige weitere Befehle.
- Klasse
- Üblicherweise in der ersten Zeile der Datei wird die Klasse und
damit die Dokumentart angegeben.
Der Befehl
\documentclass[a4paper]{scrartcl}
legt die Klasse scrartcl als Dokumentart fest (obligatorisches Argument) und gibt außerdem die Option a4paper mit (optionales Argument). Das bedeutet, unser Beispieltext soll das Layout eines Artikels haben und DIN-A4-Format aufweisen.Neben der Klasse der Artikels stehen Klassen bereit für Bücher, für wissenschaftliche Arbeiten, für Briefe, für Präsentationen und für fast alles, was man sich sonst an Dokumenten vorstellen kann.
- Pakete
- stellen Zusatzfunktionalitäten zur Verfügung. Sie werden mit
dem
\usepackage
-Befehl eingebunden. Im Beispiel:Das fontenc-Paket, das mit der Option T1 aufgerufen wird, aktiviert die europäischen Zeichensätze, was z. B. der Silbentrennung zugutekommt. Das inputenc-Paket mit der Option utf8 erlaubt die direkte Eingabe von Umlauten und anderen Sonderzeichen. Andernfalls müssten wir anstelle von
ä
etwa\"a
schreiben. Schließlich stellen wir mit babel auf die deutsche Sprache german um. Damit stehen deutsche Trennmuster zur Verfügung und alle etwaigen Bezeichnungen im ausgegebenen Dokument sind auf Deutsch. Für die neue Rechtschreibung verwenden Sie ngerman statt german. - Titelei
- ist alles, was zum Titel gehört. Also zum Beispiel der Titel
des Dokuments (
\title
) und der Autor (\author
). Mit dem Befehl\maketitle
werden diese Informationen entsprechend aufbereitet und gesetzt. Mehr dazu in Abschnitt 6.4. - Struktur
- Wir können das Dokument mit Befehlen wie
\section
oder\subsection
strukturieren. Die Nummerierung erfolgt automatisch. Ein Inhaltsverzeichnis erzeugen wir daraus mit\tableofcontents
. Wie das im Einzelnen funktioniert, steht in Abschnitt 4.2.2. - Textauszeichnung
- heißt es, wenn Sie einen Textteil besonders
behandeln möchten. Wollen wir etwa ein Wort hervorheben
(engl. »emphasize«), so können wir dies mit dem Befehl
\emph{}
erreichen wie in Zeile 13.Anführungszeichen kommen in vielen Variationen vor; die deutschen Anführungszeichen können mit
"‘
(Gänsefüßchen Akzent rechts) und"’
(Gänsefüßchen Apostroph) erzeugt werden, die französischen mit">
und"<
.Mehr dazu finden Sie in Abschnitt 4.2.4.
- Leerraum.
- Zwei Absätze werden durch beliebig viele Leerzeilen getrennt.
LATEX erkennt dann von selbst, dass hier ein neuer Absatz beginnt.
Ebenso können zwischen Wörtern beliebig viele Leerzeichen stehen,
der Wortabstand wird von LATEX selbst berechnet.
Möchten Sie einen bestimmten Wortzwischenraum, so können Sie dies angeben. Das Zeichen
~
in Zeile 19 erzeugt einen sogenannten geschützten Leerraum, das heißt, die beiden dadurch verbundenen Wörter stehen immer in einer Zeile. Weitere Möglichkeiten in diesem Umfeld werden später in Abschnitt 4.3 erläutert. - Listen
- sind Umgebungen und heißen etwa enumerate für nummerierte
Listen und itemize für
Aufzählungen. Die einzelnen Listenelemente werden mit dem Befehl
\item
eingeleitet. Alles zu Listen lesen Sie in Abschnitt 4.4.
Diese grundlegenden Befehle sind in der einen oder anderen Form in wohl jedem Dokument vorhanden. In den folgenden Kapiteln werden diese sukzessive eingeführt. Das fertige Dokument können Sie in Abbildung 3.2 sehen.
1Die Installation von Emacs unter Windows habe ich in meinem Online-Tutorial beschrieben Schlosser, LaTeX – ein komplettes System unter Windows.
2Oft wird in der Informatik in Syntaxbeschreibungen bei variablen Anteilen mit spitzen Klammern gearbeitet, so dass man <umgebung> schriebe. Da ich jedoch festgestellt habe, dass dies viele Leser verwirrt, lasse ich die Klammern weg.